Juni 30, 2009

Betrachtet man Dicks Minority Report ist unschwer zu erkennen, dass Dick sich Thematik der vollkommenen Überwachung durch einen staatlich legalisierten Apparat widmet. Die Thematik, die Dick hierbei aufwirft ist in der Literatur allerdings keine vollkommen neue, wenn auch durch ihren Science Fiction Charakter. Die Behandlung des Themas spielt in der Geschichte der Literatur wie der Medien eine immer noch präsente wie spannende Rolle. Um sich einem älteren Beispiel zu widmen möchte ich hierbei auf Kafkas Prozess verweisen, zwar ein unvollendetes Werk, dass zwischen 1914-1924 entstand, aber die Thematik der Überwachung und des grundlosen Verhörens bzw. Einsperrens aufgreift, und das in einer Zeit, in der die technischen Möglichkeiten weitaus unausgereifter waren, als zu Dicks Lebzeiten. Hierbei stellt sich die Frage, inwiefern diese Problematik die Menschen offensichtlich damals schon beschäftigt haben bzw. ob man Kafka für sein Zeitalter, sowohl wie Dick für seines, als Visionäre einer möglichen Zukunft ansehen kann? Die Parallelen scheinen auf den ersten Blick nicht offensichtlich, doch ist die Thematik in ihrem Kern nicht unterschiedlich, wenn auch in ihrer Methodik. Sowohl Dick als auch Kafka beschreiben das Problem bzw. die Situation, dass man unschuldig eingesperrt wird, ohne die geringste Ursache dafür zu kennen. Natürlich ist die Basis, die Dick vorlegt eine vollkommen andere, insofern sie auf einer unnatürlichen Ebene basiert: die der Precogs. Interessant scheint hierbei nicht allein die Tatsache, dass diese Thematik Angefangen vom Beginn des 20. Jh. bis heute zu faszinieren, zu bewegen, sowie zu ängstigen scheint, sondern auch die immer noch währende Brisanz. Basiert eine Verarbeitung eines derartigen Sachverhalts mehr der Thematisierung eines Problems, der Gesellschaftskritik, der Kritik an einem politischen System oder der Verarbeitung von Ängsten? Bei Minority Report wird ersichtlich, dass Dick nicht direkt die politische wie ethische Herangehensweise, doch aber seine Wirkung und Ausübung indirekt kritisiert, indem er die Zuverlässigkeit des Systems in sich zusammen brechen lässt. Man könnte aber auch meinen, dass hiermit ein politisches System gemeint ist. Das ist hierbei reine Interpretation, allerdings gaben viele politische, vor allem faschistische bzw. diktatorische Machteinheiten vor, ein perfektes System zur perfekten Lebenserhaltung bzw. Qualitätssteigerung vorweisen zu können. Gerade weil in Dicks Schriften, die alles kontrollierende Armee bzw. ein totalitäres Staatsgefüge häufig auftreten liegt der Gedanke nahe, dass es sich auch bei Minority Report durchaus um ein politisch kritisches Werk handelt, das ein totalitäres System, das über zu viel Kontrollmaßnahmen wie auch Macht, diese auszuführen, verfügt, nicht funktionieren kann. Dick verarbeitet seine Geschichte zwar in keinem kritischen Kontext, doch die ironische Sichtweise, sowie das endgültige Zusammenbrechen des Systems, lassen darauf schließen, dass Dick hiermit nicht nur eine Science Fiction Geschichte abliefern wollte, sondern viel mehr auch die Aufmerksamkeit darauf, jegliches politische System, ob perfekt scheinend oder nicht zu durchleuchten und zu hinterfragen.

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