Juni 09, 2009

Precrime als Politikum

Das Precrime System in Philip K. Dicks "Minority Report" ist kein perfektes System, da zum einen offensichtlich Manipulationsgefahr besteht, zum anderen aber auch die Precogs Visionen von Verbrechen haben können, in denen der Verurteilte eventuell anderes entscheiden könnte.
In Zeiten von modernen Überwachungsmethoden, Patriots Act, großem Lauschangriff und Internet scheint eine mögliche, technische, Precrime-Vision gar nicht so abwegig.
Dicks Precrime System ist trotz der technisch geprägten Zukunft immer noch ein von ein Menschen gemachtes und auf Menschen basierendes System. Das ist auch bei Spielberg so. Menschen sind fehlbar, Gedanken und Visionen sind fehlbar, das leuchtet ein. Was aber wäre, wenn es zukünftig Technik geben sollte, die vom Menschen nicht manipulierbar wäre? Wenn es eine intelligente Software gäbe, die nachweisbar uns die Zukunft zeigen könnte?
Wäre es nicht fahrlässig die Fähigkeiten der Precogs nicht zu nutzen?
Oftmals wurde es Regisseur Spielberg zum Vorwurf gemacht, sich politisch-philosophische Fragen nicht gestellt zu haben. Vermutlich wäre dies aber im Jahre 2002 ein falscher Ansatz gewesen. Denn:
Sollte ein solches System perfekt funktionieren, dann würden es die meisten Menschen wohl nicht einführen wollen. Auch im Plenum regte sich heftiger Widerstand: Präventivmaßnahmen sind unmoralisch und gegen die Natur. Man verlässt sich also wieder auf den Menschen. Dies hätte sich wohl kaum mit einer politisch korrekten Verfilmung nach dem Anschlag auf das World Trade Center vereinbaren können.

Ein Blick zum Sport:
Bei der elften U-17 Fußball Weltmeisterschaft wurde 2005 ein Chip im Fußball getestet, der exakt sagen konnte, ob der Ball hinter der Torlinie war oder nicht. Damit wollte man den vielen Fehlurteilen bei anderen Weltmeisterschaften zuvorkommen und für mehr Gerechtigkeit im Fußball sorgen. Auch hier regte sich heftiger Widerstand, weil das gegen die Fußballnatur sei und das Spiel von seinen Fahlentscheidungen leben würde. Als der Chip zuweilen ausfiel wurde das Projekt gestoppt.
Heute wäre dieses System fehlerfrei einzuführen, trotzdem regt sich Widerstand und es weigern sich die Verbände weiterhin. Es bleibt dabei: Urteile werden weiterhin vom Linienrichter gesprochen. Auch nach jüngsten Bestechungsnachweisen, Fehlentscheidungen und Kuriositäten, die durchaus auch über Abstieg oder Meisterschaft und somit auch über Arbeitsplätz entscheiden können (siehe "Phontomtor" auf Wikipedia).

"Der Mensch ist ein Gewohnheitstier" heißt es und man hat sich wohl auch ganz gut an Schlagzeilen über Verbrechen und kuriose Gerichtsurteile gewöhnt.

Precrime ist Science-Fiction.

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